GB/SB Teil 5: Sparda-Bank

Wie angekündigt berichte ich über meine persönliche Erfahrungen mit verschiedenen Banken und ihren Produkten.

Die Sparda-Banken sind ähnlich wie Sparkassen als regional eigenständige Unternehmen aufgestellt, decken jedoch größere Gebiete ab. Die Namensgebung dieser genossenschaftlichen Institute beziehen sich zwar teilweise auf Städte (z.B. Berlin), allerdings wird ein weit größerer Bereich abgedeckt, in diesem Beispiel die kompletten östlichen Bundesländer. Das Regionalkonzept sieht vor dass Neumitglieder in den jeweiligen geografischen Regionen wohnhaft sind, dort arbeiten oder die Absicht haben dorthin umzuziehen. Organisatorisch gehören sie zum gleichen Verband wie Volks- und Raiffeisenbanken.

Ursprünglich wurde diese Bank Ende des 19. Jahrhunderts als Sparverein für Eisenbahner gegründet, mittlerweile bieten sie aber allen Interessierten ihre Dienste an. Die Satzung dieser Genossenschaftsbank sieht vor, dass Mitglieder eine geringe Menge an Genossenschaftsanteilen erwerben. Im Fokus liegt das Privatkundengeschäft mit Bankdienstleistungen, allerdings werden auch Investmentangebote (via Union-Invest), Finanzierungen (via EasyCredit) und Versicherungen (via DEVK) vertrieben.

Meine Erfahrungen beziehen sich auf die Sparda-Bank Hessen. Die Angebote anderer Banken dieses Verbunds können sich stark unterscheiden.

Leistungsumfang & Komfort

Das Produktportfolio ist recht übersichtlich und bietet ein Girokonto sowie die übliche Farbpalette an Kreditkarten. Zusammen mit dem Girokonto erhält man eine Maestro Debit-Karte (“BankCard”) zum bargeldlosen Zahlungsverkehr. Weitere Funktionen wie “GeldKarte” oder “girogo” sind nicht enthalten. Die Bankleitzahl bzw. IBAN/BIC unterscheidet sich bei jeder der zwölf Sparda-Banken. Wer umzieht und zu einer anderen Sparda-Bank wechselt muss also seine Lastschriften neu einrichten und Kontodaten in Shops ändern. Da die Regionen jedoch meist größer sind als bei Sparkassen, entfällt dies bei kleineren Umzügen. Zudem ist es möglich seine Bankzugehörigkeit zu behalten, falls man keine Filialdienstleistungen benötigt.

Bei den Kreditkarten handelt es sich um Mastercard Charge-Karten in drei Kategorien (Standard, Gold, Platinum) die entsprechend umfangreichere Dienstleistungen umfassen. Die Standard-Karte ist unspektakulär und bietet die üblichen Zahlungsfunktionen. Ab der Gold-Card kommen einige der üblichen Reise- und Mietwagenversicherungen hinzu. Das Platinum Angebot schließlich bietet sehr umfangreiche Versicherungen, Concierge Service, Kfz Assistance und einen Priority Pass für den kostenlosen Zugang zu Flughafen-Lounges (Begleiter zahlen €24). Zusätzlich entfallen bei dieser Karte alle(!) einsatzabhängigen Gebühren, selbst für die Bargeldversorgung.

Die PIN dieser Karten lässt sich leider nicht an Automaten ändern.

Filialen & Automaten

Zwar wird man in jeder größeren Stadt Hessens fündig, verglichen mit der Sparkasse ist das Filialnetz jedoch eher grobmaschig. Es bietet die üblichen Services wie Beratung, Münzeinzahler und natürlich Geldautomaten. Zusätzlich ist die Sparda-Bank Mitglied im “Cash-Pool”-Verbund, was kostenlosen Zugriff auf bundesweit 2.900 Automaten erlaubt. Weiterhin kann man an den Kassen vieler Supermärkte kostenlos Bargeld per BankCard abheben. Neben dem klassischen Filialgeschäft adressiert die Bank auch das Direktbankgeschäft und bietet beispielsweise einen Online- und Telefonsupport sowie eine Sammlung gängiger Formulare an.

Onlinebanking

Das Onlinebanking per Browser erscheint äußerlich erstmal sehr altbacken und erinnert an das Internet Anno 2005. Die Benutzerführung ist nachvollziehbar aber viele Knöpfe, wenig Platz und verschachtelte Menüs erinnern eher an die Steuerzentrale eines U-Boots. Funktional fehlt jedoch nichts, was sicherlich einer der Gründe für das gewählte Design ist.

Alle Giro-, Spar- und Kreditkartenkonten lassen sich per HBCI/FinTS abfragen. Gerade bei Kreditkarten habe ich das bei vielen anderen Banken schmerzlich vermisst. TAN werden als iTAN-Liste, chipTAN mit Kartenleser, pushTAN (per App) oder als smsTAN bereitgestellt.

Gebühren & Auslandseinsatz

Das Girokonto sowie die zugehörige BankCard ist generell kostenlos, Gebühren fallen lediglich für den Versand von SMS beim smsTAN Verfahren in Höhe von 12ct ab der 3. SMS an. Alle anderen Dienstleistungen wie Überweisungen oder Kontoauszüge können ebenfalls kostenlos genutzt werden. Die Konditionen für Dispositionskredite befinden sich im Rahmen dessen was andere Filialbanken bieten.

Bei den Kreditkarten fällt je nach Ausführung eine jährliche Gebühr von €20 (Standard), €100 (Gold) und €195 (Platinum) an. Für Partnerkarten fällt der gleiche Betrag an. Allerdings wird ein umsatzabhängige Rückvergütung angeboten, so dass man ab €1.500, €5.000 bzw. €7.500 die komplette Jahresgebühr erstattet bekommt.

Die Bargeldversorgung per BankCard ist an eigenen und Cash-Pool Automaten kostenlos, es fallen innerhalb der EU €2,50 bis 1% und außerhalb €5,00 bis 1% an Gebühren an. Bei der Versorgung per Kreditkarte fallen €2,50 bis 1%, im Ausland €2,50 bis 2% an. Damit liegen die Gebühren im Rahmen, sind jedoch signifikant gerade wenn man viel unterwegs ist und Bargeld bezieht. Bargeldloses bezahlen im Ausland per BankCard ist mit €0,77 über 1% bis €3,90 vergleichsweise günstig.

Der Clou ist allerdings, dass man mit der Mastercard Platinum keinerlei Gebühren für Bargeldversorgung und Bezahlung im In- oder Ausland bezahlt. Dies umfasst auch eventuell erhobene Gebühren des Automatenbetreibers, wie man sie in gut besuchten locations häufig findet. Normalerweise tauchen diese Gebühren nicht auf der Abrechnung auf oder sie werden nachträglich durch einreichen des Automatenbelegs erstattet.

Praktisch bedeutet es dass man an jedem beliebigen Automaten Geld kostenlos abheben kann. Das ist bereits im Inland ein riesiger Komfort-Gewinn und spart im Ausland viel Geld. Wenn man dann noch mindestens €7.500 pro Jahr mit der Karte umsetzt, erhält man diese Vorteile sogar gratis.

Reputation

Ähnlich wie bei den Sparkassen handelt es sich um ein recht biederes Finanzprodukt. Der Name ist relativ bekannt aber wird häufig mit der Volksbank in Verbindung gebracht, die nun ebenfalls nicht besonders für Glamour steht. Allerdings weckt die in schwarz gehaltene Mastercard Platinum schon einiges an Aufsehen, gerade weil sie sich durch ihre Schlichtheit von den meisten anderen “Prestige”-Karten unterscheiden.

Service & Fazit

Da ich die Sparda-Bank im Prinzip wie eine Direktbank nutze, kann ich leider keine Auskunft zu Filialdienstleistungen geben. Der Support per Telefon und E-Mail ist jedoch erstklassig und durchweg freundlich, unaufgeregt und zuvorkommend wie man es sonst nur aus anderen Ländern kennt.

Beim Produktportfolio habe ich den Eindruck dass es von jemandem mir tatsächlicher Kundensicht erstellt wurde. Es wirkt schlüssig, ehrlich und bietet genügend Optionen für verschiedene Ansprüche. Im Vergleich dazu wirken die vielen Konto- und Gebührenmodelle von Sparkasse, Deutsche Bank aber auch einiger anderer Sparda-Banken geradezu grotesk.

Die Leistungen der Mastercard Platinum sind meiner Erfahrung nach einzigartig und stechen heraus. Sie sind vergleichbar mit denen einer American Express Platinum für die jedoch deutlich höhere Gebühren verlangt werden. Besonders mit Leistungen wie Gebührenerstattung, Wegfall von einsatzabhängigen Gebühren und Livezugriff per FinTS auf alle Karten und Konten hat die Bank ein meiner Meinung nach sehr gutes Angebot geschaffen. Davon können sich sehr viele Banken eine große Scheibe abschneiden.

Die Kommunikation per Brief und Mitteilungen per Onlinebanking hält sich im Rahmen und ist mir nicht negativ aufgefallen.

Auf meiner Bewertungsskala von 1 (schlecht) bis 10 (gut) vergebe ich eine 11.

Einen Punkt muss ich allerdings wieder abziehen da zwei Dinge negativ herausstechen: Erstens wird die Kreditkarte nach Auslandsaufenthalten relativ häufig semi-gesperrt, es sind also für 1-2 Tage keine Buchungen möglich. Das ist nervig aber für mich akzeptabel. Weiterhin ist kontaktloses Zahlen (Paypass) nicht möglich, angeblich wegen Sicherheitsbedenken seitens der Bank.