GB/SB Teil 2: Deutsche Bank

Wie angekündigt berichte ich über meine persönliche Erfahrungen mit verschiedenen Banken und ihren Produkten.

Die Deutsche Bank ist weltweit aktiv und am Umsatz gemessen mit Abstand Deutschlands größte Bank. Sie deckt ein weites Spektrum an Finanzprodukten ab und ist unter anderem im Investmentbanking (per DWS) tätig. Durch Zukäufe, beispielsweise der Postbank und Norisbank, ist sie am Privatkundengeschäft beteiligt und bietet ebenfalls selbst Finanzdienstleistungen für Privatpersonen an. Zusammenarbeiten mit Zurich und BHW runden schließlich das Portfolio an Versicherungen und Vorsorgeprodukten ab.

Leistungsumfang & Komfort

Anhand des Leistungsumfangs merkt man auch als Privatkunde sehr schnell dass man es mit einer wirklich großen Bank zu tun hat. Neben einfachen Dienstleistungen kann man auch gleich Aktiendepots eröffnen und eine lange Liste an Investmentangeboten nutzen. Beim Girokonto werden verschiedene Modelle angeboten die alle mindestens eine “Deutsche Bank Card”, also eine Maestro Debit-Karte mit Geldkarten/GiroGo-Funktion enthalten. Die Bankleitzahl bzw. IBAN/BIC werden einmalig anhand der Heimatfiliale vergeben, ändern sich jedoch beim Umzug nicht. Man meldet sich lediglich bei einer nahgelegenen Filiale und wird fortan dort betreut. Dadurch ist für dritte erkennbar, wo man sein erstes Konto eröffnet und potentiell einmal gelebt hat.

Bei Kreditkarten setzt die Deutsche Bank auf vielfältige Mastercard-Produkte. Von der Standard, Gold, Platin ist bis zur “Black” etwas für jeden Geldbeutel dabei. Bei letzterem handelt es sich um eine erweiterte Variante der Mastercard Platinum, es ist also keine mystische Elite-Karte wie zum Beispiel eine Amex Centurion mit nahezu unbegrenztem Verfügungsrahmen und ähnlichen Superkräften. Die Leistungen sind bei den Standard und Gold-Karten sehr überschaubar. Bei der Platin-Karte kommen umfangreiche Reise-Versicherungen (Rücktritt, Kranken, Unfall, Fahrzeug, Mietwagen, Gepäck usw.) hinzu. Die Black bietet schließlich einen Priority Pass, erweiterten Concierge Service und exklusive Bonustarife sowie Business-Angebote an.

Der PIN der Deutsche Bank Card lässt sich am Automaten ändern.

Filialen & Automaten

In Deutschland stehen ca. 600 Filialen und 9.000 Automaten der “Cash group” zur kostenlosen Bargeldversorgung zur Verfügung. Die Zahl der Filialen geht durch Verlagerung des Privatkundengeschäfts auf die Postbank merklich zurück. International können Kunden die Automaten von Kooperationspartnern, zum Beispiel der Bank of America, Barclays oder BNP, nutzen. Es ist möglich viele Dienstleistungen in jeder Inlandsfiliale zu nutzen, vertragliche Angelegenheiten müssen jedoch bei der Heimat-Filiale geregelt werden. Insgesamt setzt die Deutsche Bank auf eine repräsentative Erscheinung was die Lage und Einrichtung ihrer Filialen angeht.

Onlinebanking

Die Onlinefunktionen sind umfangreich und auf dem aktuellen Stand der Technik. Weiterhin sind die Onlinedienste häufig in Englisch verfügbar, was mit zum Teil auch für Filial- und Telefondienstleistungen gilt. Für fremdsprachige Kunden in Deutschland ist die Deutsche Bank daher häufig erste Wahl. Ebenso bietet die Deutsche Bank Dienste für im Ausland lebende Kunden an. Es ist möglich Giro- und Sparkonten per HBCI anzusprechen, bei Kreditkartenkonten ist das nicht möglich obwohl es laut technischem Support funktionieren sollte. Das Angebot der TAN Verfahren ist sehr umfangreich und bietet smsTAN, photoTAN (per App) sowie iTAN.

Gebühren & Auslandseinsatz

Kostenlos gibt es bei der Deutschen Bank nicht, offenbar möchte man gezielt vermögende Kunden mit Bedarf an umfangreicher Betreuung ansprechen. Das günstigste Konto kostet €60 pro Jahr, das Standardkonto inklusive Gold-Kreditkarten €120. Zahlungen im In- und Ausland (EU) sind per Deutsche Bank Card kostenlos, bei Fremdwährungen werden €1,50 bis 1% aufgeschlagen. Barauszahlungen sind im Inland an Automaten der “Cash Group” kostenlos.

Auch durch die Nutzung einer höherwertigen und teuren Kreditkarte ändert sich nichts an deren Gebühren. Während die Zahlung im In- und Ausland (EU) kostenlos sind, fallen beim Fremdwährungen €1,50 bis 1,75% Gebühren an. Barauszahlungen per Kreditkarte schlagen mit €5,75 bis 2,5% sehr kräftig zu Buche. Die Jahresgebühren der Kreditkarten reichen von Überschaubar (€39 für die Standardkarte) über teuer (€200 für die Platinum) bis exklusiv (€600 für die Black). Rückzahlungen oder umsatzabhängige Vergünstigungen sind nicht vorgesehen, sicher auch weil die Bank eine entsprechende Exklusivität wahren und den Umsatz pro Kunde hoch halten möchte. Partnerkreditkarten kosten etwa 60% der Hauptkarte pro Jahr.

Kontoführung und Kreditkarten bei der Deutschen Bank sind definitiv eine teure Angelegenheit und bieten im Vergleich zu anderen Banken wenig offensichtliche Vorteile. Dispositionskredite sind überzogen teuer und die Bank geht offen damit um dass sie Kunden stattdessen einen Ratenkredit verkaufen möchte. Für gehobene Ansprüche bietet das BestKonto einen ordentlichen Gegenwert da auch Kreditkarten enthalten sind.

Reputation

Durch den internationalen flair, Investmentgeschäfte und Marktdominanz innerhalb Deutschlands bietet allein der Name der Bank einiges an Prestige. Die Karten sind seriös und ansehnlich gestaltet so dass man sich definitiv nicht schämen braucht sie auf den Tresen zu legen.

Service & Fazit

Auch wenn ich persönlich nicht viel Wert auf Filialdienste lege, merkt man deutlich dass man es mit Profis zu tun hat - im positiven wie negativen Sinne.

Das Geschäft mit “normalen” Privatkunden ist offenbar nicht besonders beliebt bei der Bank und wird in der Tat zur Postbank und Norisbank verlagert. Die MitarbeiterInnen vermitteln unterschwellig das Gefühl, sie würden sich ausnahmsweise mit dem Pöbel abgeben und normalerweise GeschäftsführerInnen beraten. Gleichzeitig ist die Bank recht aufdringlich was den Vertrieb von Versicherungen, Krediten, Vorsorge- und Anlagemöglichkeiten angeht. Dabei werden längere Gespräche mit KundenberaterInnen und externen VersicherungsvertreterInnen angeboten an deren Ende natürlich ein Abschluss stehen soll. Diese Produkte sind von unterschiedlicher Qualität aber ein echtes Schnäppchen ist mir dabei noch nicht untergekommen. Vielmehr werden im Kleingedruckten Gebühren vereinbart die im Gespräch nicht oder anders angesprochen werden. Man muss definitiv aufpassen was man unterschreibt, auf der anderen Seite bieten diese Versuche eine gute Möglichkeit mehr über Rhetorik und die Finanzwelt zu lernen.

Auf der positiven Seite konnten alle meine Anliegen meist in der ersten Anfrage gelöst werden. Sei es eine Adressänderung oder “Rückruf” einer Überweisung zu sehr später Stunde. Der Ausbildungsstand des Personals macht einen sehr guten Eindruck, auch wenn man gerade bei Beratungen einen “Junior”-Bänker vorgesetzt bekommt. Die Kontaktaufnahme per Post und Telefon spielt sich noch im erträglichen Rahmen ab.

Neben der hohen Preise und recht aggressiven Verkaufsversuche habe ich in der Sache keine schlechte Erfahrung mit der Bank gemacht. Es ist ein typischer Fall von “you get what you pay for” und wenn man auf persönliche Beratung in teuren Büros Wert legt, ist es sicher nicht die schlechteste Adresse.

Auf meiner Bewertungsskala von 1 (schlecht) bis 10 (gut) vergebe ich eine 5 für die Deutsche Bank.

GB/SB Teil 3: Consorsbank GB/SB Teil 1: Sparkasse
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